Kein Land in Sicht?
Informationsabend der Evangelischen Bildung in Ostbayern und der evangelischen Gemeinde Tittling zum Nahostkonflikt mit Pilgerreiseführer und Autor Johannes Zang im W-Werk Thyrnau. Pfarrer Thomas Plesch hatte dazu eingeladen.
Es sein kein nettes Thema, aber ein notwendiges, so Pfarrer Thomas Plesch am Sonntag, 24. November bei seiner Begrüßung im W-Werk, einer Eventlocation der Unternehmerfamilie Wensky in Thyrnau. Das Thema: „Kein Land in Sicht? Gaza zwischen Besatzung, Blockade und Krieg.“ Gekommen waren rund 20 Interessierte, die teilweise schon mehrfach mit dem Referenten Johannes Zang auf Pilgerreise im Heiligen Land unterwegs waren. Johannes Zang selbst kann auf drei mehrjährige Aufenthalte in den letzten 35 Jahren zurückblicken und war seit 2008 mit 64 Reisegruppen in Israel und Palästina unterwegs. Fünf Bücher hat er inzwischen über das Heilige Land geschrieben. In seinem aktuellen Buch „Keine Land in Sicht?“ beschäftigt er sich mit dem Nahost-Konflikt.
In seinem Vortrag holte er weit aus und macht einen Gang durch die Konfliktgeschichte zwischen Mittelmeer und Jordan seit 1878, als rund 80% Palästinenser und je 10% Juden und Christen ein friedliches Auskommen hatten. Erst mit der ersten Einwanderungswelle jüdischer Emigranten aus europäischen Ländern ab 1882, in denen die Diskriminierung der Juden zunahm, seien erste Konflikte aufgetaucht. Zum ersten Krieg sei es 1948 in der Folge des UN-Teilungsplanes und der Ausrufung des Staates Israel gekommen. „Rund 800.000 Palästinenser mussten Ihre Heimat verlassen“ sagte Johannes Zang. Im Juni 1967 folgte der Sechs-Tage-Krieg. Bei der ersten Intifada ab Dezember 1987 entstand die Hamas, ein Ableger der Muslimbruderschaft. Während vor der 2. Intifada noch Friedensgespräche geführt wurden, herrschte ab dem Jahr 2000 Eiszeit zwischen dem israelischen Staat und den palästinensischen Behörden, so Zang. Zwischen seinen Erzählungen las der Autor und Pilgerführer immer wieder Passagen aus seinem aktuellen Buch zur Situation der Menschen: Über die Fischer im Gaza, den Krankenschwestern und Ärzten, über das Tunnelsystem in dem Lebensmittel, Ziegen, Fernseher, Waschmaschinen, Autos, und Waffen geschmuggelt wurden, über die palästinensischen Christen und die Irritationen um den Weltgebetstag, aber auch über die Folgen des Besuchs des amerikanische Präsidenten George W. Busch in Israel und Palästina 2008.
Kritisch blickte Zang auf die Politik des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Nethanjahu und seiner rechtsgerichteten Regierung. Die Hamas bezeichnete er als Terrororganisation, die die Menschen im Gaza in Geiselhaft nähme. „Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern müsse politisch gelöst werden“. Große Hoffnungen verbinde er dabei mit der Initiative „The Parents Circle – Families Forum“, die für Dialog und Versöhnung stünden, aber auch andere Friedensgruppen seien wichtig. Bedauerlich finde er, dass gerade viele liberal gesinnte Israelis das Land verlassen würden. Für einen Neustart im Heiligen Land müsse die Hamas ins Exil geschickt und sowohl in Israel als auch in Palästina neu gewählt werden. Für den Oktober 2025 plant Zang eine Solidaritätsreise zu den Friedengruppen. Der Abend endete mit einem Gebet für den Frieden im Heiligen Land.
Text und Foto: Hubert Mauch